Dienstag, 9. Juni 2015
Fassade
Wenn die Fassade zur Wahrheit wird, ist sie dann noch eine Fassade?
Ungefähr auf diesem philosophischen Level bewegt sich das Stück Fassade. Beginnen tut es verstörend, mit einem Ensemble welches still und maskiert auf der Bühne sitzt. Dann setzt sich ein Mädchen hinzu, ganz normal. Und damit fängt ein Wirbelwind der Bilder an, welcher einen überdenken lässt, was wahr ist und was falsch.
Und immer wieder kann man sich mit den Figuren auf der Bühne identifizieren.
Meine Lieblingsszene (naja, eigentlich waren es vier) bestand eigentlich nur aus zwei Menschen und einem Spiegel. Die eine Person war eine Frau, zog sich immer wieder etwas Neues an, bis sie schließlich wieder dasselbe anhat. Der Mann auf der anderen Seite streicht sich einmal durch die Haare, begutachtet sich ein paar Minuten, nimmt einen Schluck Jack Daniels und ist dann fertig.
Das ist der Auftakt zu einer Reihe von Szenen, welche eine Geschichte erzählen. Es ist immer das gleiche Prinzip, Spiegel in der Mitte, sie auf der einen Seite, er auf der anderen. Da wird sich geschminkt, frischgemacht und Heiratsanträge geprobt. Bis schließlich sie traurig und mit Kinderpuppe vor den Spiegel tritt und seufzt. Auf der anderen Seite macht er sich für ein neues Date fertig...

Und so verläuft das ganze Stück, eine Szene geht in die nächste über bis der Zuschauer am Ende mit mulmigem Gefühl und vielen Gedanken zurückbleibt. Und mit viel Begeisterung.

Hendrik Maus

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